Die Debatte um Sanija Ameti legt gesellschaftliche Fragen offen. Wer darf sich Fehler erlauben? Wie devot müssen Migrant*innen sein? Und warum war eigentlich der Aufschrei bei Ändu, Ädu und Nils nicht so gross?
Der umstrittene Post von Sanija Ameti hatte weitreichende Folgen für die GLP-Politikerin. Sie hatte auf Instagram ein Foto von sich beim Schiessen veröffentlicht, daneben das zerschossene Bild eines Gemäldes von Jesus und Maria. Der Post sollte sie beim «abschalten» zeigen.
Obwohl Sanija Ameti den Instagram-Beitrag umgehend löschte, und sich auf X (ehemals Twitter) dafür entschuldigte, war die darauf folgende Hexenjagd nicht mehr zu bremsen. 20 Minuten bezeichnete Ametis Entschuldigung als «faule Ausrede» und im Blick wurde der Eindruck erweckt, die GLP-Politikerin habe tatsächlich «auf Kinder» geschossen. Nebst dem, dass sie ihren Job bei der PR-Agentur Farner verlor und aus der Zürcher Parteileitung austrat, waren unter Ametis Entschuldigungs-Post auf X über 3’000 grösstenteils beleidigende, rassistische oder sexistische Kommentare zu lesen (Stand 12.09.24). Die GLP-Politikerin und ihre Familie mussten unter Polizeischutz gestellt werden.
Doch was sagt die Vehemenz dieser Reaktionen über unsere Gesellschaft aus? Ziemlich viel, findet Merita. Angefangen damit, dass in den sozialen Medien ein Religionskrieg («Muslime gegen Christen») aus dem Post konstruiert und damit erneut antimuslimischer Rassismus an den Tag gelegt wurde, wirft die Debatte ganz grundsätzlich die Frage auf, wer in unserer Gesellschaft Fehler begehen darf und wer nicht. Denn offensichtlich werden Verstösse gegen gesellschaftliche Normen viel weniger stark sanktioniert, wenn sie von Männern wie «Nils, Adrian oder Andreas» begangen werden.
Weshalb damit Schluss sein sollte, und warum wir uns aus diesem Diskurs emanzipieren müssen, erzählt Merita im Video.