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Gewaltbeziehung – «Es ging um den Abwasch, als er das erste Mal zuschlug»

Taliana ist zwei Monate mit ihrem Freund zusammen, als er das erste Mal zuschlägt. Bei Domi fängt die Gewalt an, als sie mit ihrem Freund zusammenzieht. Im Video erzählen die beiden Frauen, wie sie Gewalt in der Beziehung erlebten – und es schliesslich schafften, sich von ihren Partnern zu lösen.

«Es ging um den Abwasch, als er das erste Mal zuschlug», erzählt Domi. «Das erste Mal rastete er aus, als ich mit meinen Freun­dinnen tanzte», sagt Taliana. Beide Frauen erlebten psychische und physische Gewalt von ihren Partnern.

«Es kam immer etwas Neues dazu.»

Was als schockie­rendes Ereignis beginnt, wird für die beiden zum schreck­lichen Alltag. «Ich dachte, wenn ich mich füge, wäre er dann nicht mehr so eifer­süchtig», erinnert sich Taliana.  «Aber es kam immer etwas Neues dazu.» Sie hätte damals nicht begriffen, dass die Gewalt­aus­brüche nichts mit ihr zu tun hatten.

Domi macht eine ähnliche Erfahrung: «Irgendwann kommt man in einen Rhythmus rein, und hat das Gefühl, es liege an einem selbst.» Sie müsse sich noch heute daran erinnern, dass die Gewalt, die sie von ihrem damaligen Partner erlebte, nichts mit ihr zu tun hatte.

Die Zeit während der Gewalt­be­ziehung beschreibt Domi als «düster und einsam». Sie habe sich nicht getraut, nach der Arbeit nach Hause zu gehen. Taliana zog sich von ihrem Umfeld zurück, war viel allein und versuchte ihre Gefühle zu unter­drücken. «Das war meine Überle­bens­stra­tegie, um zu funktio­nieren», sagt sie heute.

«Du bleibst ja bei ihm, so schlimm kann es nicht sein.»

Während Domi durch die Hölle geht, versucht ihr Freund nach aussen hin ein gutes Bild abzugeben. Er hilft Freund*innen und beschenkt Domis Eltern. Dies habe dazu geführt, dass viele ihr nicht glaubten, als sie ihnen von der häuslichen Gewalt erzählte, sagt Domi. Auch Taliana hat Mühe, sich ihrem Umfeld anzuver­trauen. Ihre Freun­dinnen hätten etwa wenig Verständnis für ihre Situation gehabt: «Du bleibst ja bei ihm, so schlimm kann es nicht sein.»

Sich zu trennen, sei für sie etwas vom Schlimmsten gewesen. «Medien, Bücher und Musik hatten mir immer vermittelt, dass Schluss zu machen bedeutete, man habe versagt», sagt sie. Auch ihre Mutter habe ihr stets einge­trichtert: «Du musst nur einen Mann haben, mit einem Mann bleiben und einen Mann heiraten.» All diese Glaubens­sätze hätten dazu geführt, dass sie zu lange in toxischen Bezie­hungen verharrte.

«Es hilft so sehr, darüber zu sprechen, ohne dass Gegen­fragen kommen.»

Durch das Gespräch mit einem Arzt schafft es Domi schliesslich, sich von ihrem Ex-Freund zu lösen. Nach fünf Jahren beschliesst sie auch, den Fall der Polizei zu melden. Doch es ist zu spät – man sagt ihr, das meiste sei bereits verjährt. Heute besucht sie den Frauen­zirkel der «Sisters DV Bern», eine nicht-staat­liche Selbst­hil­fe­gruppe. «Es hilft so sehr, darüber zu sprechen, ohne dass Gegen­fragen kommen.» Wie etwa, warum man nichts unter­nommen habe. Warum man nicht ausge­zogen sei. Oder warum man den Partner nicht habe verhaften lassen. «In dem Moment hat man einfach nicht die Kraft dafür. Und man liebt ja die Person – trotz allem.»

«Es gibt keinen Stereotyp Frau oder Mann, der oder die Gewalt erlebt. Es kann alle treffen.»

Taliana wünscht sich, dass Gewalt kein Tabuthema mehr ist. Sie wünscht sich auch, bereits als junges Mädchen aufge­klärt worden zu sein, was eine gesunde Beziehung ausmacht. Domi wünscht sich, dass die Gesell­schaft die Opfer häuslicher Gewalt ernst nimmt. «Man sieht es keiner Frau an. Es gibt keinen Stereotyp Frau oder Mann, der oder die Gewalt erlebt. Es kann alle treffen.»

  1. Merci viu mau für die 2 muetige und starche Froue wo das teilt hei.
    S duet guet ds gseh, dass s Thema Gwaut immer meh entabui­siert wird.
    Merci ah dä unglou­blech wichtig Biitrag!

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