Ernestina kommt 1968 in Kalabrien auf die Welt. Als sich ihre Eltern trennen, wechselt sie oft den Wohnort und kommt schliesslich in die Schweiz. In «Was ich dich schon immer fragen wollte» erzählt sie ihrer Tochter Laura von ihrer Kindheit im Heim, und wie sie erst spät lernte, über Probleme zu sprechen.
Ernestina und ihre Geschwister kommen im italienischen Kalabrien auf die Welt. Als Ernestina fünf Jahre alt ist, trennten sich ihre Eltern. «Es war keine einvernehmliche Entscheidung. Mein Vater warf meine Mutter eines Tages aus dem Haus. Ich habe sie erst nach 20 Jahren wieder gesehen», erzählt Ernestina. Sie und ihre Schwester werden zu ihrer Grossmutter geschickt, später kommen sie in ein Heim, denn der Vater arbeitet als Saisonier in der Schweiz.
Mit sieben Jahren kommt Ernestina mit ihrer Schwester in ein Heim nach Basel. Hier heiratet ihr Vater erneut. «Unser Vater kam uns zwar mit der Stiefmutter im Heim besuchen. Aber ein richtiges Familienleben hatten wir nicht.» Als Ernestina acht Jahre alt ist, ziehen alle zusammen nach Bern. An diese Zeit erinnert sich Ernestina nur ungern: «Zuhause herrschte der reinste Horror», sagt sie. «Es war laut und wurde oft gestritten, und ständig hatten wir Besuch.»
«Zuhause herrschte der reinste Horror.»
Tochter Laura, die als Sozialarbeiterin arbeitet, kann sich vorstellen, wie sie in einem solchen Fall handeln würde. Doch wie sah es damals aus? «Hattest du irgendwelche Unterstützung?», möchte sie von ihrer Mutter wissen. Ernestina erklärt, sie habe weder Unterstützung noch Bezugspersonen gehabt. Ausserdem sei ihr beigebracht worden, dass sie sich als Migrantin unauffällig zu verhalten hatte: «Wir seien nur Gäste und man könnte uns zurückschicken, wenn es zu Problemen kommt.» Deshalb habe sie erst spät gelernt, überhaupt über Probleme zu sprechen.
Wie es dazu kam, dass Ernestina ihre Mutter nach 20 Jahren wiedersah, wie sie Lauras Vater an der Migros-Kasse kennenlernte, und wie sie mit unausgesprochenen Entschuldigungen umgeht, erfährst du im Podcast. Spoiler alert: Es wird emotional.