Dafina Eshrefi über den Auftritt der serbischen Sängerin Svetlana «Ceca» Ražnatović am «Balkan Festival» in Dietikon ZH.
Letzten Samstag fand in Dietikon ZH das sogenannte «Balkan Festival» statt. An der Veranstaltung traten ausschliesslich serbische Künstlerinnen und Künstler auf.
Der Mainact der Party war Serbiens Turbofolk-Ikone schlechthin: Svetlana «Ceca» Ražnatović, Witwe des im Jahr 2000 ermordeten Mafiosos und Kriegsverbrechers Željko Ražnatović, besser bekannt unter dem Übernamen «Arkan». Er galt als der einflussreichste und potenziell gefährlichste serbische Zeuge gegen den ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosević.
«Von einer Bombendrohung war nie die Rede.»
Wie die Kantonspolizei Zürich mitteilte, ging am Samstag kurz vor 22 Uhr eine telefonische Drohung ein, weshalb die ausverkaufte Stadthalle kurzzeitig evakuiert werden musste. Zu diesem Zwischenfall soll es kurz vor Cecas Auftritt gekommen sein. Um welche Drohung es sich dabei genau handelte, sagt die Kantonspolizei Zürich indes nicht. Was sie aber gegenüber watson betont: «Von einer Bombendrohung war nie die Rede.»
Die Drohung löste einen polizeilichen Grosseinsatz aus, bei dem die 2000 Gäste des Festivals kurzzeitig evakuiert werden mussten, um nur kurze Zeit später die Halle wieder betreten und ihrem umstrittenen Popstar zujubeln zu dürfen.
Die eigentliche Frage, die uns alle beschäftigen sollte, lautet jedoch: Weshalb kann die Witwe eines vom Haager Tribunal wegen Völkermord angeklagten Kriegsverbrechers problemlos auf einer Schweizer Bühne auftreten? Bereits im Jahr 2005 stellte sich Bundesratskandidatin Evi Allemann genau diese Frage – denn Ceca trat bereits damals in der Schweiz auf. Allemann kritisierte die «Visa-Vergabe an Personen mit Beziehungen zum Kriegsverbrechermilieu».
Ceca Ražnatović unterhalte Kontakte zur faschistischen «Partei der serbischen Einheit» und zur Führungsspitze der serbischen Mafia, erklärte Allemann damals. Die von ihrem ermordeten Ehemann 1993 gegründete ultrafaschistische «Partei der serbischen Einheit» wurde im Jahr 2007 aufgelöst.
«Weshalb kann die Witwe eines (…) Kriegsverbrechers problemlos auf einer Schweizer Bühne auftreten?»
Auch als Ceca 2008 wieder in der Schweiz auftreten sollte, betonte Bundesratskandidatin Allemann gegenüber dem Tagesanzeiger: «Die Einreise solcher Personen ist problematisch.» Sie finde es nicht gut, dass die Schweiz keine strengeren Einreisevorschriften für solche Leute erlasse.
Völlig zurecht! In der Schweiz darf es keine Bühne geben für die Witwe eines Kriegsverbrechers, dessen Paramilitärtruppe mordend und plündernd in den Jugoslawienkriegen durch Kroatien und Bosnien zog. Arkans Spezialtruppe, bestehend aus Kriminellen und Hooligans, wurde vom serbischen Innenministerium ausgerüstet und gezielt für ethnische «Säuberungen »eingesetzt.
Die Gräueltaten, die Arkans «Tiger» laut Haager Tribunal verübten, sind haarsträubend: 1991 waren sie im kroatischen Vukovar für das Krankenhausmassaker verantwortlich, bei dem Hunderte hauptsächlich kroatische Patienten auf ein abgelegenes Feld transportiert und dort hingerichtet wurden.
1992 mordeten, plünderten und vertrieben Arkan und seine Schergen die muslimische Bevölkerung in Bosnien. Bevor die wehrlosen Opfer auf sadistische Weise ermordet wurden, entledigte man sie zuerst ihrer Wertsachen wie Gold und Schmuck.
Bild: zVg
Schmuck, den er offenbar auch seiner späteren Ehefrau schenkte. Einer 2004 im Observer veröffentlichten Reportage über die Sängerin lässt sich folgende Anekdote entnehmen: Während einer serbischen Talkshow, in der Ceca und der Kriegsverbrecher Arkan auftraten, rief eine Zuschauerin an und beglückwünschte Ceca zu ihrer schönen diamantbesetzten Halskette – und beschrieb exakt deren Inschrift. Als der erstaunte Moderator die Zuschauerin fragte, woher sie die Inschrift der Halskette kenne, antwortete die Frau: «Weil Arkan sie mir in Bijeljina (Bosnien) gestohlen hat.»
Als die serbische Popsängerin Mitte der 90er-Jahre Arkan heiratete, wusste sie genau, auf welchen Verbrecher sie sich einliess. Noch heute profitiert Ceca von Arkans Reichtum, den er sich unter anderem mittels Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung angesammelt hatte.
Dass die serbische Sängerin und ihre Familie nach wie vor zu Arkan halten, zeigt die Tatsache, dass ihr Enkel den Vornamen ihres Kriegsverbrecher-Gatten trägt: Željko Ražnatović.
«Bevor ich dich um Gnade bitte: Zieh mich aus, schlag mich an jeder Stelle.»
Für diejenigen, die Cecas Lieder nicht kennen, hier ein kleiner Textausschnitt eines ihrer Hits: «Bevor ich dich um Gnade bitte: Zieh mich aus, schlag mich an jeder Stelle, wo eine Träne ist. Bestraf mich wie ein Kind, rette mich so, wie eine Frau gerettet werden soll.»
Seit Oktober 2022 hat die umstrittene Witwe des berüchtigten serbischen Kriegsverbrechers gar eine eigene Realityshow auf dem serbischen Online-Sender «BlicTV», der zum Schweizer Medienhaus Ringier gehört.
Wieso sollte sie zur Verantwortung gezogen werden für seine Taten?
Sie hat einen Idioten geheiratet- es gibt viele Frauen, die das getan haben. Müssen die alle jetzt für die Verbrechen ihrer Männer einstehen oder dafür bestraft werden? Verstehe ich nicht.
Das Beispiel mit dem Liedtext ist so unnötig. Schaut man sich die Deutschraptexte oder amerikan. Rap an, müsste man ja viele Sänger*innen verbieten.