Fatima Moumouni spricht in #bonjoursuisse über den aktuellen Anti-Rassismus-Diskurs und darüber, warum die Schweiz von ihrer Schoggi abgeben sollte.
Aufgewachsen ist Fatima Moumouni in München, wo sie Rassismus vor allem als etwas wahrnahm, was ihren Mitschüler*innen mit Wurzeln in der Türkei widerfuhr: «Sie wurden von den Lehrer*innen behandelt wie Untermenschen. Es war klar, dass sie die schlechten Noten bekommen.»
Heute lebt die Poetry-Slam-Künstlerin in der Schweiz und ist irritiert darüber, wie oft hierzulande betont wird, dass Rassismus in anderen Ländern ein viel grösseres Problem sei: «Was hier wirklich schlimm ist, ist dass die Leute nicht wirklich einsehen wollen, dass es ihn gibt.»
Dank der aktuellen Anti-Rassismus-Diskussion sei, so Fatima Moumouni, endlich stärker ins Bewusstsein gerückt, wie wenig weit her es mit der hochgelobten Menschenrechtstradition der Schweiz ist: «Es ist erschreckend, dass vor der aktuellen Debatte kaum jemand eine Ahnung davon hatte, dass die Schweiz im Kolonialismus sehr wohl eine wichtige Rolle gespielt hat.»
«Vor der aktuellen Debatte hatte kaum jemand eine Ahnung davon, dass die Schweiz im Kolonialismus eine wichtige Rolle gespielt hat.»
Ausserdem sei einfach in Vergessenheit geraten, wie Gastarbeiter*innen und ihre Familien noch vor wenigen Jahrzehnten in der Schweiz behandelt wurden: «Man hat vollkommen vergessen, dass es vor 50 Jahren in der Schweiz Läden gab, an welchen Schilder mit der Aufschrift ‹Hunde und Italiener verboten› angebracht waren.» Aktuelle Diskussionen zu Rassismus in der Sprache begrüsst Fatima Moumouni. Es gehe dabei darum, Verantwortung zu übernehmen und mündig zu werden: «Es reicht nicht, immer nur zu sagen: ‹So meine ich das nicht!› und ‹Du bist aber empfindlich!›.» Stattdessen solle man sich weiterbilden und das auszudrücken lernen, was man eigentlich sagen will.
«Es reicht nicht, immer nur zu sagen: ‹So meine ich das nicht!› und ‹Du bist aber empfindlich›.»
Auf die – oft vorwurfsvoll geäusserte – Frage, was man denn heute noch sagen dürfe, antwortet Fatima Moumouni jeweils: «Man darf immer noch alles sagen, kriegt aber jetzt ein Echo.» Wenn man sich dafür entscheide, bestimmte Wörter zu verwenden, müsse man auch damit klarkommen, dass dies kritisiert werde. Dass Sprache zunehmend hinterfragt wird, hält Fatima für eine positive Entwicklung: «Durch die entstehende Unsicherheit lernen wir, was wir mit Sprache bei anderen auslösen.»
Hallo Fatima
“Ich ha huere Freud a Reim”.
Hm, ist das nicht auch unüberlegt? Geht das? Was meinen da Feministen dazu?
Ja unsere Sprache ist durchsetzt mit Formulierungen, die ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben…
Und ansonsten finde ich spannend, was du sagst!
JAN