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Ruefers Satz und was er über die Rassismus-Debatte in der Schweiz aussagt

Ein rassistisches Zitat von Sascha Ruefer sorgte für Aufruhr – weil es von der WoZ als rassistisch bezeichnet worden war. Nun will sich Sascha Ruefer reinwaschen, indem er «Kontext» liefert. Was an der Debatte problematisch ist, und was sie über uns aussagt.

Was ist passiert?

Vor rund drei Wochen erschien auf SRF «The Pressure Game» eine Doku, in welcher ein Filmteam die Schweizer Nati im Rahmen der WM in Katar begleitete. Auch Sascha Ruefer, Kommen­tator der Schweizer Länder­spiele, kam darin zu Wort. Ende März machte die Aargauer Zeitung schliesslich publik, Sascha Ruefer habe eine Aussage in «The Pressure Game» entfernen lassen. Die Aussage, in der sich Ruefer über Granit Xhaka äusserte, könne als rassi­stisch ausgelegt werden. Das SRF war nicht bereit, die Passage zu veröf­fent­lichen, und liess lediglich verlauten, die Aussage sei aus dem Kontext gerissen worden.

Vor einer Woche enthüllte schliesslich die WoZ den Satz, der nicht in die Öffent­lichkeit hätte gelangen dürfen: «Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer.» Nachdem erneut weder Sascha Ruefer noch das SRF Stellung nahmen, kommen­tierte WoZ-Redaktor Renato Beck: «Es ist auch schwer vorstellbar, wie dieser (Kontext) sein könnte, damit Ruefers Aussage nicht so wirkt, wie sie es jetzt tut: unglaublich anmassend – und rassi­stisch. Am Tag darauf lud SRF-Sport verschiedene Medien (baba news war nicht darunter) ein, sich die Origi­nal­auf­nahmen des fraglichen Satzes in einem Sitzungs­zimmer des SRF-Studios anzusehen.

Das den Medien­leuten vorge­führte Rohma­terial der Doku dauerte rund 45 Minuten. Darin habe Ruefer «sehr ausführlich und diffe­ren­ziert über seine Beziehung zu Granit Xhaka» gesprochen (Watson), den er «als Spieler und Mensch schätze und respek­tiere, an dessen Charakter er sich auch reibe». Nach ca. 45 Minuten Gesprächszeit war das offizielle Interview für «The Pressure Game» beendet, dennoch lief die Kamera weiter. In dieser Zeit fiel der von Ruefer geäus­serte Satz.

«Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer.»

Der Kontext

Unter den Geladenen befinden sich Journalist*innen verschie­dener Medien­häuser, die sich nach der Presse­ver­sammlung gröss­ten­teils einig zu sein scheinen: Ruefer ist kein Rassist. Der Tages­an­zeiger schreibt hierzu, der Satz deute darauf hin, «wie Xhaka als Führungs­figur funktio­niert. Und diese Art ist für Ruefer eben nicht klischeehaft schwei­ze­risch, also eher zurück­haltend, sondern forsch, mit klar formu­lierten und sehr hohen Zielen.» 

Die vermeintlich positive Umschreibung Xhakas scheint hier ein Ausschluss­kri­terium für Rassismus zu sein, ausserdem stelle Ruefer zu keiner Zeit einen «Zusam­menhang mit der Herkunfts- oder Natio­na­li­tä­ten­frage» her, das Gegenteil sei der Fall: «Ruefer sagt mehrmals, wie froh er sei, dass seit einiger Zeit nicht mehr über die Herkunft der Natio­nal­spieler debat­tiert werde, diese Diskussion habe er nie verstanden», steht im Tages­an­zeiger.

«Ruefer sagt mehrmals, wie froh er sei, dass seit einiger Zeit nicht mehr über die Herkunft der Natio­nal­spieler debat­tiert werde.»

Dass die öffent­liche Diskussion um die Herkunft der Schweizer Nati-Spieler der Vergan­genheit angehöre, ist zynisch, zumal wir ja gerade in diesem Moment wieder über die Herkunft eines Nati-Spielers disku­tieren – mit einer Steil­vorlage von Ruefer selbst. Anstatt die Aussage als Indiz für Ruefers «nicht-rassi­stische Absicht» zu nehmen, sollte sie in der Bericht­erstattung kriti­siert, hinter­fragt und einge­ordnet werden.

Wer entscheidet, was rassistisch ist?

Dass dies nicht geschieht, steht sinnbildlich dafür, wie die Debatte um Rassismus in der Schweiz geführt wird – einseitig, oberflächlich und fahrlässig. In Redak­tionen, in denen rassi­fi­zierte Menschen oder Menschen mit Migra­ti­ons­ge­schichte deutlich unter­re­prä­sen­tiert sind, entscheiden von Rassismus nicht betroffene Redaktor*innen darüber, ob und wann etwas rassi­stisch ist.

Dabei wird die Diskussion um Rassismus als lästig und mühsam empfunden, eine Debatte, die von Gutmen­schen, Links­ra­di­kalen oder übersen­siblen Ausländern befeuert wird. Es war nicht so gemeint, also hört auf beleidigt zu sein. Wo kämen wir denn auch hin, wenn der Star-Kommen­tator der Länder­spiele im öffentlich-recht­lichen Fernsehen rassi­stische Aussagen von sich geben würde? Und was nicht sein darf, ist nicht.

Deshalb sind sich der Rechts­dienst des SRF, die Vorge­setzten von Sascha Ruefer, sowie «ein externer Experte» einig, «dass in der gesamten Aufnahme keine einzige Aussage des Reporters rassi­stische Züge trägt», was der Tages­an­zeiger-Redaktor Ueli Kägi mit «dieses Fazit scheint berechtigt» quittiert.

Xhaka kann vieles sein, aber einer von uns ist er nicht.

Es ist eine Schluss­fol­gerung, die infrage gestellt werden muss. Die Aussage «Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer» impli­ziert, dass Fähig­keiten, Poten­tiale und Charak­ter­ei­gen­schaften von Menschen angeblich auf körper­liche und kultu­relle Merkmale zurück­zu­führen sind. Xhaka kann vieles sein – aber einer von uns ist er nicht. Ob seiner Herkunft oder (wie Sascha Ruefer es nun darzu­stellen versucht) seines Charakters wegen ist dabei nicht einmal zentral. Denn egal ob Herkunft oder Charakter – gemäss Ruefer gibt es anscheinend Dinge, die ein gewisses «Schwei­zertum» auszeichnen. Und damit gehen stets auch Privi­legien einher, die exklusiv sind, und die nicht allen gewährt werden können. Damit steht Ruefer nicht allein. So funktio­niert unsere Gesell­schaft, und so ist auch unsere Politik aufgebaut – nicht umsonst hat die Schweiz eines der restrik­tivsten Einbür­ge­rungs­ge­setze der Welt.

«Vieles, aber kein Schweizer» – damit spricht Ruefer aus, was Genera­tionen von Menschen seit Jahrzehnten tagtäglich zu spüren bekommen – sei es beim Schul­über­tritt oder bei der Stellen- oder Wohnungs­suche, um nur eine grobe Aufzählung struk­tu­reller Diskri­mi­nierung zu machen. Und er lacht damit all jenen ins Gesicht, die trotz heftigen Gegen­windes versuchen, sich mit der Schweiz zu identi­fi­zieren, obwohl ihnen das Schweizer*in-Sein aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihres Namens bereits im Kinder­garten abgesprochen, und in Medien­be­richten oder politi­schen Debatten regel­mässig infrage gestellt wird.

Ruefer betreibt mit seiner Aussage «Othering» und nährt damit eine rassi­stische Ideologie, auch wenn sie im Mantel eines Kompli­mentes («Führungs­qua­li­täten», «hohe Ziele») daher­kommt – was sie besonders fies macht. Denn solch vermeintlich positiven Rassismen tragen die Erwartung in sich, man müsse sie weglä­cheln oder sogar dankbar dafür sein.

«Also doch kein Rassismus!», schreit es selbst­ge­fällig aus den Kommentarspalten.

Damit stösst er nicht nur Xhaka oder Menschen mit kosova­ri­schem Background vor den Kopf,  sondern im Prinzip alle, deren Vorfahren nicht beim Rütli­schwur mit dabei waren. Dass ein expli­ziter Bezug zur «Herkunfts- oder Natio­na­li­tä­ten­frage», z.B. im Hinblick auf den Kosovo, gemacht wird, ist hierzu nicht notwendig.

Anstatt in den Zeitungen von einer Dekon­stru­ierung dieser proble­ma­ti­schen Aussage zu lesen, werden wir nun Zeug*innen eines allge­meinen Aha-Moments: «Also doch kein Rassismus!», schreit es selbst­ge­fällig aus den Kommen­tar­spalten. Denn in der öffent­lichen Debatte scheint der Rassismus-Vorwurf zu schwer­wiegend, als dass er tatsächlich berechtigt sein könnte.

Rassismus als individuelles Problem

Rassismus wird als ein Problem anderer wahrge­nommen, ein Problem, das ausschliesslich in der rechten Ecke zu verorten ist. Hitler und Nazis sind Rassisten, gute Menschen können keine Rassisten sein. Rassismus wird als etwas rein Indivi­du­elles und nicht Struk­tu­relles empfunden. Dass Rassis­mus­er­fah­rungen für viele Menschen an der Tages­ordnung sind, wird gänzlich ausge­blendet. Deshalb wird auch der Vorwurf, eine rassi­stische Aussage gemacht zu haben, als Zumutung empfunden. Es ist eine Belei­digung, Rassist zu sein, und die Reaktionen darauf sind oft Wut, Abwehr und Empörung.

Diese legt auch Sascha Ruefer in der Presse­kon­ferenz von letztem Freitag an den Tag. Er habe sich gemäss Tages­an­zeiger selbst gegoogelt, unter den Suchbe­griffen «Ruefer» und «Rassismus» seien mehrere Dutzend Texte erschienen. Er sei als Rassist gebrand­markt, «was löst das bei meinem neunjäh­rigen Sohn aus?», fragt Ruefer die Journa­listen. Deshalb wolle er sich erklären. Er sei «kein Rassist», sagt er, und dann empört er sich darüber, dass jemand seine Aussage rausge­geben hat. Watson zitiert Ruefer wie folgt: «Jemand nahm diese Aussage – ohne jeglichen Kontext – spielte sie einem Journa­listen zu mit der klaren Botschaft: Schau, Sascha Ruefer ist ein Rassist. Mir wollte jemand schaden.» Der WoZ, die den Satz publik gemacht hat, droht Ruefer indes mit einer Klage.

«Mir wollte jemand schaden.»

Ruefer hatte mehrere Tage lang Zeit, sich ernsthaft mit dem Rassismus-Vorwurf ausein­an­der­zu­setzen. Er hätte die Zeit nutzen können, endlich darüber nachzu­denken, inwiefern er mit seinen Kommen­taren seit Jahren (!) die Debatte über «echte» und «falsche» Schweizer anheizt. Statt­dessen stellt er sich als Opfer einer Verschwörung dar, und ist besorgt um seinen Ruf – eine Reaktion, die nicht ungewöhnlich ist.

Denn mittler­weile gibt es eine ganze Forschung darüber, wie Menschen reagieren, wenn ihnen Rassismus aufge­zeigt wird. Tupoka Ogette beschreibt diesen Prozess in ihrem Buch «Exit Racism» folgen­der­massen: «Einen Rassis­mus­vorwurf zu erhalten, ist immer schlimmer und emotional schwer­wie­gender als das, was die fragliche Situation oder der fragliche Spruch ausgelöst hat. Immer. Deshalb macht man sich (…) auch viel mehr Sorgen darüber, rassi­stischgenannt zu werden, als sich tatsächlich mit Rassismus und dessen Wirkungs­weisen zu beschäftigen.»

«Einen Rassis­mus­vorwurf zu erhalten, ist immer schlimmer als das, was der fragliche Spruch ausgelöst hat.»

Von Bedeutung ist in diesem Zusam­menhang auch der Begriff der «White Fragility» (weisse Zerbrech­lichkeit), wobei der Ausdruck weiss nicht primär die Hautfarbe beschreibt, sondern eine soziale Kategorie benennt. Mit weiss ist in der Schweiz die Mehrheit der Menschen gemeint, die keinem Rassismus ausge­setzt sind. Zu dieser Abwehr­haltung gehört Tupoka Ogette zufolge auch, dass Personen, die Rassismus benennen, «bestraft und einge­schüchtert» werden. Das Ziel sei es «weisse Solida­rität (…) aufrecht zu erhalten – die unaus­ge­spro­chene Abmachung, dass weisse Privi­legien beschützt werden müssen, und man sich nicht gegen­seitig in die Verant­wortung nimmt, was Rassismus betrifft».

Rassismus in der Berichterstattung

Was Kritiker als Verschwö­rungs­theorie abtun, zeigt sich gerade in der gegen­wär­tigen Diskussion sehr real: Anstatt sich mit den Dynamiken von Rassismus ausein­ander zu setzen, wurde der «Kontext», in welchem Ruefers Aussage fiel, in der Bericht­erstattung gröss­ten­teils unhin­ter­fragt hinge­nommen. Aufgrund welcher Kriterien der Rechts­dienst des SRF zu der Einschätzung kam, dass «keine einzige Aussage des Reporters (Ruefer) rassi­stische Züge trägt», wurde ebenso­wenig behandelt wie die Identität des besagten «externen Experten». Statt­dessen widmete sich das Branchen­ma­gazin persoenlich.com lieber der Frage, wie in Inter­views verhindert werden kann, dass unliebsame Aussagen geleakt werden.

Die NZZ bringt den gruse­ligen Begriff «DNA» ins Spiel.

Und nicht nur das: einige Reporter zeigten grossen persön­lichen Eifer darin, Ruefers Aussage zu vertei­digen. So holt NZZ-Redaktor Benjamin Steffen zu einem regel­rechten Plädoyer aus, um vermeint­liche Beweise gegen den Rassismus-Vorwurf zu liefern:

«Ruefer hatte nicht gesagt, Xhaka sei kein Schweizer – sondern: alles, nur nicht Schweizer.Und er führte gleich darauf weiter aus. Was die DNA angehe; Xhaka ticke völlig anders, eine Führungs­person sei nie wie Granit, aber am Ende übernehme er ja doch die Verantwortung.»

Was wahrscheinlich als Hilfe­stellung gedacht war, ist eine Verschlim­merung der Debatte, indem Steffen nicht nur die Exklu­si­vität des «Schwei­zertums» nochmals emporhebt, sondern auch den gruse­ligen Begriff «DNA» ins Spiel bringt.

«Ich hab den Beat Feuz noch nie gesehen, dass er sich vor dem Lauber­horn­rennen hat ein Tattoo stechen lassen – das würde dem nie in den Sinn kommen!»

An einer anderen Stelle nimmt der NZZ-Redaktor auf den Artikel der WoZ Bezug, und schreibt: «Aber wer sagt, dass es Ruefer dabei um ‹echte und nicht ganz so echte Schweizer› geht?» Mit eher faden­schei­nigen Argumenten versucht er geltend zu machen, der Vergleich Granit Xhakas mit Skirenn­fahrer Beat Feuz (damals hatte sich Xhaka vor einem Turnier ein Tattoo stechen lassen – Ruefer kommen­tierte: «Ich hab den Beat Feuz noch nie gesehen, dass er sich vor dem Lauber­horn­rennen hat ein Tattoo stechen lassen – das würde dem nie in den Sinn kommen!») habe nichts mit Xhakas Herkunft zu tun, sondern könne eine «Frage des Typs sein» oder «des Sport­arten-Umfelds, dass sich Fussballer eher mal ein Tattoo stechen lassen als Skirenn­fahrer». Man könnte hier ebenso die Frisur oder Schuh­grösse aufführen – der Kreati­vität sind keine Grenzen gesetzt. Alles scheint möglich, nur kein Rassismus. 

Die Frage nach der Absicht

Im Zweifels­falle wird eine rassi­stische Aussage also in alle Himmels­rich­tungen gedreht, bis sie den Absender entlastet. Als Argument wird aufge­führt, wie es gemeint war, und nicht etwa welche Wirkung die Aussage hatte. Hierbei handelt es sich um eine unzumutbare Logik, denn ihr zufolge wären wohl über 90% der sexuellen Übergriffe gar keine Übergriffe, weil die Täter es ja «nicht böse gemeint haben».

Was es braucht, ist ein Bewusstsein darüber, dass wir als Gesell­schaft rassi­stisch sozia­li­siert sind. Rassi­sti­sches Denken ist nicht das Ausnah­me­problem einiger Weniger, es ist die Regel. Wir alle sind Träger*innen rassi­sti­scher Bilder und Stereotype, wir alle haben Einstel­lungen darüber, wie Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion zu sein haben. Das macht es nicht besser – das Wissen darum bietet jedoch die Chance, sich von der Abwehr­haltung zu lösen, und den Shift von der «Absicht» hin zur «Wirkung» zu machen, um sich konstruktiv mit rassi­sti­schem Denken ausein­an­der­zu­setzen, mit dem Ziel Rassismus zu bekämpfen.

Das Schweizer Fernsehen fragt baba news immer wieder um die Teilnahme an Podien oder das Halten von Referaten zu rassis­mus­kri­ti­schen Themen an. Dabei hätte gerade hier für das SRF die Möglichkeit bestanden, sich klar gegen Rassismus zu positio­nieren und Fehler einzu­ge­stehen. Gerade wenn die öffent­liche Debatte so grosse Ausmasse annimmt, ist Rückgrat gefragt, denn bei dieser Geschichte geht es nicht um Sascha Ruefer vs. Granit Xhaka, sondern um die Grund­satz­frage, welchen Stellenwert ein öffentlich-recht­liches Medium seiner migran­ti­schen Klientele zuschreibt, die es zu einem beacht­lichen Teil mitfinanziert.

Und auch Ruefer selbst hätte einen anderen Weg einschlagen können. Er hätte seinem neunjäh­rigen Sohn erklären können, dass rassi­stische Bilder aufgrund unserer Geschichte Teil unserer Gesell­schaft sind. Er hätte erklären können, dass wir aber die Wahl haben, uns kritisch damit ausein­ander zu setzen. Und er hätte seinen Fehler einge­stehen und sich einfach entschul­digen können.

 

  1. Der Beobachter hat 2019 online einen Artikel über Sie veröf­fent­licht mit dem Titel “Wir haben was zu sagen”, in dem Sie wie folgt zitiert werden: “Wir schreiben davon, wie es ist, wenn man den eigenen Eltern zu schwei­ze­risch geworden ist.” Wie erklären Sie diese Äusserung vor dem Hinter­grund, dass Sie Ruefer aufrund seiner Aussage zu Xhaka Rassismus vorwerfen?

  2. Vielen Dank für diesen Beitrag!

  3. Matthias Umbricht

    Sehr geehrte Frau Muhtari, sind Sie selber vollständig frei von rassi­sti­schen Denkmuster? wenn nicht, finde ich es heikel, den anderen öffentlich zu brand­marken. Mit freund­lichen Grüssen, Matthias Umbricht

  4. Florian Blumer

    Ja, denke tatsächlich ein Grund­problem, dass Leute wie Ruefer felsenfest überzeugt sind, nichts mit Rassismus zu tun zu haben — deshalb ja auch seine wohl ehrliche Empörung über den WOZ-Artikel. Ich denke mal, Sascha Ruefer ist einfach kein grösseres Mass an Reflexion zuzutrauen. Enttäu­schend und irgendwie erschreckend aber wie Journa­listen wie Ueli Kägi vom Tagi nach erst mutigen Voten (wenn SRF den Vorwurf nicht entkräften kann, ist Rueger nicht mehr tragbar) dann nach der PR-Einseifung anlässlich der grossen Kontext-Enthüllung durch SRF (von der auch die WOZ ausge­nommen war!) komplett Entwarnung geben und nicht sehen, wie der berühmte Kontext nichts an der Tatsache ändert, dass Ruefer (und alle anderen Rütli-schwei­ze­ri­schen Journa­listen rechts der WOZ) im Jahr 2023 nicht gecheckt haben, dass ein Grossteil der Schweizer von heute nicht beim Rütli­schwur dabei waren, wie es Albina Muhtari schön formu­liert, und dass ein richtiger Schweizer (tradi­ti­ons­gemäss finden die Frauen in dieser Debatte ja nicht statt) einer ist, der über Ruefers bünzlige Eigen­schaften verfügt. Mein Nachname kommt aus der Gegend der Rütlis­ver­schwörer, aber ich bin offenbar (so hoffe ich zumindest) nach Ruefers Logik auch alles, aber sicher kein Schweizer. Das ist jetzt in meinem Fall zwar tatsächlich nicht rassi­stisch, aber es entlarvt, wie unreflek­tiert, engstirnig und überholt diese Denkweise ist.

  5. Eugen Kistler-Züger

    Danke für diesen Aufschluss­reichen Artikel, so wie Sie das geschrieben haben habe ich das noch nirgends gelesen.
    Ich stimme Ihnen völlig zu, dass viele gedan­kelos geäus­serte Worte oder Sätze zumindest für Irrita­tionen sorgen.

  6. Vielen Dank für diesen Text. Er vermittelt mir einen anderen Zugang zum Thema, mit dem ich mich auch befasst habe. Und ich lerne dazu.

    Neben dem Lob kommt aber auch Kritik, Albina. Du nimmst für deinen Text in Anspruch, Kontext herzu­stellen. (Was ich nicht abstreite.) Sascha Ruefer, der dasselbe aus seiner Warte macht, stellt «Kontext» her. Die SRF-Sport­re­daktion hat für die Beurteilung des gesamten Inter­views einen externen Experten beigezogen. Wer das ist, wissen wir nicht, es spielt auch keine Rolle. Weil seine Expertise sich nicht mit deiner deckt, ist er ein «externer Experte». 

    Mit anderen Worten: Was Ruefer und der externe Experte finden, ist aus deiner Sicht minderwertig. 

    Ich bin Gastautor des Beitrags bei «Persönlich», der in diesem Artikel erwähnt und verlinkt wird. Mein Fokus zum Thema (Krisen­kom­mu­ni­kation, Interview-Setting, medien­ethische Fragen) wird in deinem Text herab­ge­würdigt. Du findest diese Aspekte weniger wichtig. Damit kann ich leben, bloss hilft es dem überge­ord­neten Anliegen nicht. 

    «Persönlich» ist übrigens das Online-Portal der Kommu­ni­ka­ti­ons­branche, mein Fokus war von der Redaktion so gewünscht. Zu Migration und Rassismus publi­ziere ich nicht, weil ich davon zu wenig verstehe.

  7. spitze­klasse artikel.

  8. Wirklich ernst­ge­meinte Frage: Gibt es also keine Dinge, die ein Schwei­zertum auszeichnen? Ist es nicht so, dass die Existenz von Natio­nal­staaten, deren geogra­fi­schen Gegeben­heiten, die gesetz­lichen Rahmen­be­din­gungen, histo­rische Ereig­nisse, Geschichten und Lieder, die mensch über Genera­tionen weiter­geben zu unter­schied­lichen kultu­rellen Ausprä­gungen führen und diese auch in unter­schied­lichen charak­ter­lichen Ausprä­gungen und Werthal­tungen aka. Sozia­li­se­rungen erscheinen, welche sich natürlich in einer postmo­dernen, hochaus­dif­fe­ren­zierten und indivi­dua­li­sierten Gesell­schaft auf extrem unter­schied­liche Art und Weise manife­stieren ? Damit will ich nur sagen, dass es kultu­relle Unter­schiede gibt, auch wenn man dies heute scheinbar kaum noch sagen darf, ohne gleich gecancelt zu werden. Ist die Proble­matik nicht viel eher in der Hierar­chi­sierung der jewei­ligen Kulturen aufgrund ihrer Zugehö­rigkeit zu einem Natio­nal­staat und den damit einher­ge­henden Macht­struk­turen und Diskri­mi­nie­rungen zu suchen ?

  9. Claudia Godwin

    Hervor­ragend — danke! 💖

  10. Wolfgang Habermacher

    Fundiert erläutert und sehr zutreffend, danke!

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