#bonjoursuisse

Shqipe Sylejmani: «Es ist okay, den Schweizer Pass zu haben und Albanerin zu sein»

Shqipe Sylejmani ist Autorin des Romans «Bürde & Segen». Wie ihre Protagonistin Shote konnte sich Shqipe Sylejmani lange nirgendwo zuhause fühlen. In #bonjoursuisse spricht sie über den Unterschied zwischen Heimat und Zuhause und wie sie lernen musste, ihre Wurzeln wertzuschätzen.

 

Weil sie früher oft die Anwältin für Albaner*innen spielen musste, um deren schlechtem Image entgegen zu wirken, gelang es Shqipe immer weniger, ihre Kultur zu schätzen: «Ich musste erst wieder lernen, dass meine Kultur etwas Schönes ist.» Mit ihrem Buch «Bürde & Segen» versucht sie dies nun auch dem Rest der Schweiz zu zeigen.

«Ich musste lernen, dass meine Kultur etwas Schönes ist.»

Ihre Kindheit erlebte Shqipe dank ihrer Eltern als sehr glücklich. Sie vermochten ihren Kindern das Leben in zwei Welten als Vorteil zu vermitteln: «Wir sprechen eine zusätz­liche Sprache, wir kennen beide Religionen, wir können mit Reichen und Armen ganz normal umgehen.» Ihre Eltern hätten den Kindern vermittelt, dass Reichtum eine Frage der Perspektive sei: «Ihr wisst, dass die Menschen hier im Dorf viel mehr Geld haben. Ihr wisst aber auch, dass die Menschen im Kosovo sehr viel weniger haben als wir.»

Die Identi­täts­krise kam erst im Teenager­alter: Erfah­rungen in der Schule und bei der Lehrstel­len­suche gaben ihr das Gefühl, dass sie «etwas Anderes» und «etwas Schlech­teres» sei. Gleich­zeitig wurde zuhause plötzlich Heiraten ein Thema. In dieser Zeit fühlte sich Shqipe hin- und herge­rissen: «Plötzlich war hier die albanische Seite und dort die Schweizer Seite und ich sollte mich für eine der beiden entscheiden. Und für keine bist du gut genug.»

«Ich sollte mich für eine der beiden Seiten entscheiden.»

Schliesslich begann Shqipe Sylejmani vermehrt in ihre Heimat zu reisen und konnte sich dabei vertieft mit ihrer Kultur ausein­an­der­zu­setzen: «Ich war überwältigt, als ich meine Wurzeln entdeckte.» Heute fragt sie sich, warum es ihr jemals nötig erschien, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden.

 

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